Am Sonntag, 9. Oktober feierte die neuapostolische Kirchengemeinde in Dinkelsbühl ihr 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass fand ein Gottesdienst in der Neuapostolischen Kirche in Dinkelsbühl am Kienhainweg 1 in Dinkelsbühl statt.
Im Jahr 1947 wurde der erste Gottesdienst in Dinkelsbühl gefeiert. Die Stadtverwaltung vermietete der jungen Gemeinde eine geeignete Räumlichkeit im Spitalhof, hier fanden die ersten Gottesdienste mit dem Vorsteher Georg Staudenmaier aus Nördlingen statt. Im Jahr 1953 bekannten sich bereits 32 Seelen zum christlichen Glauben der Jesu- und Apostellehre. Anfang 1961 kündigte die Stadt den Mietvertrag. Die Familie Merz stellte nun in Ihrer Wohnung einen Raum im Dinkelbauerweg bereit, in dem sich die Gläubigen in der nächsten Zeit versammeln konnten. Parallel suchte die Gemeinde nach einem geeigneten Grundstück für einen Kirchenbau. Zufällig kam ein Gemeindemitglied mit dem Grundbesitzer Karl Schlatterbeck in Kontakt, der letzlich das Grundstück am Kienhainweg 1 an die Kirche verkaufte. Bereits 1964 konnte an diesem Platz der Weihegottesdienst für das neuerbaute Gotteshaus stattfinden. Verantwortlicher Vorsteher und Seelsorger war von 1976 bis 2009 ein Dinkelsbühler Urgestein, Christoph Hofmann. Er war nicht nur mit Leib und Seele Drogist in seinem Geschäft in der Segringer Straße, sondern sorgte sich auch im geistigen Ehrenamt um Gläubige in der Neuapostolischen Kirche Dinkelsbühl. Inzwischen ist sein Nachfolger Stefan von der Grün 13 Jahre in diese Aufgabe hineingewachsen. Stefan von der Grün legte auch das Fundament für Verbindungen zur ökumenischen Gemeinschaft der Religionsgemeinschaften der Stadt Dinkelsbühl. Er setzte damit die ökumenische Entwicklung der Neuapostolischen Kirche in Europa fort, die diese Kontakte auf höherer Ebene bereits seit 2002 aufgebaut und gefördert hat. Im 75. Jahr des Gemeindebestehens zählt die Gemeinde 90 Mitglieder, die von 4 ehrenamtlichen Seelsorgern betreut wird.
Diese kurze Gemeindechronik wurde am Ende des Jubiläumsgottesdienstes durch Christoph Hofmann frei vorgetragen, natürlich gewürzt mit viel Humor und mit persönlichen Erlebnissen und dem Wissen des Beteiligten.
Der Gottesdienst, dem ein Bibelwort aus 1. Thessalonicher 5, 23 und 24 zugrunde lag, wurde von Apostel Andreas Sargant, dem Leiter des Apostelbereiches München geleitet. In seiner Predigt brachte der Apostel seine Freude über die Entwicklung der Gemeinde zum Ausdruck, verwies aber auch darauf, dass es letztlich auch auf die Entwicklung des Glaubens eines jeden Einzelnen ankommt. Er wünschte der Gemeinde, dass der Frieden Gottes in jede Seele einziehen kann und sich auch ausbreiten kann. Jeder Mensch mag ein Lernender bleiben und offen für Jesus Christus sein. Rainer Stumpf, der Kirchenbezirksverantwortliche, gratulierte der Gemeinde zum 75. Jubiläum und wies in seinem kurzen Predigtbeitrag darauf hin, dass etwas „los“ ist, dass Jesus den Rat gab, ein Feuer anzuzünden. Dieser Feuer brennt, diese Fackel der Verkündigung des christlichen Bekenntnisses war in den vergangenen 75 Jahren sichtbar.
Nach dem liturgischen Ablauf fand das Heilige Abendmahl statt und die Spendung des Schlußsegens. Am Ende des Gottesdienstes übergab Apostel Andreas Sargant das Wort an den Vorsteher Stefan von der Grün. Er begrüßte das mit 95 Jahren älteste Gemeindemitglied, Gertrud König, sowie die Tochter der Familie Merz, Helga Hofmann, die als die älteste Familie der Gemeinde und Gastgeber für die Gemeinde bezeichnet werden darf. Auch Nora Engelhard, die Bürgermeisterin der Stadt Dinkelsbühl und Stadtrat Andreas Schirrle sowie Diakon Franz Schindler als Vertreter der katholischen Kirche und der ökumenischen Gemeinschaft waren gekommen. Nora Engelhard blickte in ihrem freudigen und lebendigen Grußwort als Vertreterin der Stadt Dinkelsbühl auf manche Verbindung zur neuapostolischen Kirchengemeinde mit Gertrud König in ihrer Kindheit zurück und wünschte der Gemeinde für die Zukunft alles Gute. Diakon Franz Schindler sprach das Gründungsjahr 1947 an und die damaligen Verhältnisse. Er verwies auch auf die Predigt und das Wort „der treue Gott“; treu und trauen sind verbundene Worte. Auch in der damaligen Gründerzeit der Gemeinde gab es einen, dem man trauen konnte. Diesem Gott, so Franz Schindler, haben sie als Gemeinde 75 Jahre getraut. Im Blick auf das Jahr 2022, so der Diakon weiter, gibt es auch einen, dem wir trauen können, unserem treuen Gott.
Nach dieser freudigen und dankbaren Gemeinschaft in der Kirche waren alle Anwesenden noch zu einem gemeinsamen Mittagessen im benachbarten Ort Waldeck eingeladen.
Text und Fotos: Karl Mölle