Die neuapostolische Kirchengemeinde in Aichach begeht im Jahr 2023 ihr 75-jähriges Gemeindejubiläum. Aus diesem Anlasse feierte Apostel Andreas Sargant am Sonntag, dem 18. Juni 2023 einen Gottesdienst mit rund 120 Gottesdienstteilnehmern.
Die Grundlage für den Gottesdienst bildete ein Bibelwort aus 2. Mose 20, 8: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.“ Der Apostel führte aus, dass der Sonntag ein besonderer Tag ist, den Gott für die Menschen gemacht hat, um ihnen Besonderes zu geben. Dabei ist das Besondere nicht immer das, was Menschen erwarten würden, zum Beispiel dass ihre Probleme gelöst werden. Vielmehr ist das Besondere, dass man die Nähe Gottes auch in schwierigen Situationen fühlen kann, die man nicht versteht. Mit Bezug auf das Gemeindejubiläum erwähnte der Apostel, dass dies auch die Gemeinde in ihrer 75-jährigen Geschichte immer wieder erleben konnte.
Eine besondere Episode aus der Gemeindechronik verwendete der Apostel, um zu verdeutlichen, wie man den Sabbat heiligen kann: In der Anfangszeit, als die Gemeinde noch nicht über eine eigene Versammlungsstätte verfügte, begann für einige Geschwister der Sonntag frühmorgens um 4:00 Uhr, da ein dreistündiger Fußmarsch bis zum Aichacher Bahnhof zurückzulegen war, um von dort aus zu Gottesdiensten nach Augsburg zu fahren. Dementsprechend spät, nämlich gegen 24:00 Uhr, gelangten sie erst wieder zuhause an.
Er verdeutlichte anhand dieses Beispiels die innere Haltung, die notwendig ist, um den Feiertag zu heiligen: Nämlich das Bedürfnis zu haben, die Nähe zu Gott und zum Nächsten zu suchen und mit ihm gemeinsam Gott zu dienen.
Der Gottesdienst hatte dadurch einen besonderen Akzent, dass der Apostel von Bischof Paul Hepp sowie allen weiteren Bezirksämtern seines Arbeitsbereichs begleitet wurde. Zur weiteren Wortverkündigung wurden die Bezirksvorsteher der Kirchenbezirke Rosenheim und Ingolstadt, Thomas Stampf und Mark Hampel, sowie Bischof Hepp gerufen.
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes empfingen zwei Kinder und eine Erwachsene das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Des Weiteren wurde für die Gemeinde ein Priester ordiniert.
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch einen großen Chor. Den Abschluss des Gottesdienstes bildete das von allen Versammelten mit großer Begeisterung gesungene Lied „Singt ein Lied von Gott“.
Im Anschluss feierten alle Versammelten das Gemeindejubiläum mit einem Gemeindefest auf dem Kirchengelände. Zur Freude Aller nahmen hieran auch die Pfarrer der katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde aus Aichach teil.
Kurzchronik der Gemeinde Aichach:
1945 kommen Angehörige der Neuapostolischen Kirche durch die Vertreibung aus ihrer Heimat in den Altlandkreis Aichach. Anfänglich finden Gottesdienste in verschiedenen Privaträumen in Altomünster, Obergriesbach und Rudersberg statt. Des Weiteren besuchen die Gläubigen trotz großer Entfernung die Gottesdienste in der Kirche in Augsburg-Stettenstraße.
Ein gemieteter Nebenraum des ehemaligen Gasthauses „Zum Froschermayer“ dient den Gläubigen ab 1948 als erste Versammlungsstätte in Aichach. Dieses Jahr gilt auch als das Gründungsjahr der Gemeinde. Erster Vorsteher der Gemeinde ist Priester Eugen Löffler aus Augsburg.
Im Jahr 1959 muss die Gemeinde für ihre Zusammenkünfte eine andere Räumlichkeit suchen, da die bisherige gekündigt wird. Für die Dauer von ungefähr zwei Jahren dient ein Nebenraum des Gasthauses „Zum Stemmer“ am Oberen Tor als Versammlungsstätte.
1961 bezieht die Gemeinde ihre erste eigene Versammlungsstätte: Eine ehemalige Lagerhalle in der Freisinger Straße wird unter Mithilfe von Mitgliedern soweit aus- und umgebaut, dass eine kleine Kirche mit 100 Sitzplätzen eingeweiht werden kann. Ebenfalls 1961 wird Priester Ludwig Schneider aus Augsburg als Vorsteher der Gemeinde beauftragt.
1972 wird Gemeindeevangelist Hermann Zenker beauftragt, als Vorsteher der Gemeinde
zu dienen.
Bedingt durch das Mitgliederwachstum wird das Gebäude in der Freisinger Straße zu klein. 1977 beschließt die Kirchenleitung den Neubau der Kirche in der Wilhelm- Wernseher-Straße. In Anwesenheit zahlreicher Gäste, darunter der damalige Bürgermeister Alfred Riepl, wird diese am 21. Oktober 1977 durch Bezirksapostel Eugen Startz (München) feierlich eingeweiht.
1986 erhält die Gemeinde mit Priester Wolfgang Zenker neuen Gemeindevorsteher.
Als Nachfolger des inzwischen in das Bischofsamt ordinierten bisherigen Vorstehers Wolfgang Zenker wird Priester Hermann Sandmeier mit der Leitung der Gemeinde beauftragt. Im November 1996 wird Bischof Zenker in das Apostelamt eingesetzt und mit der Leitung des Apostelbereichs München beauftragt.
Da das Kirchengebäude aus dem Jahr 1977 nicht mehr den Erfordernissen entspricht, erhält die Gemeinde im Jahr 2009 eine neue Kirche mit rund 140 Plätzen im Kirchenschiff und multifunktionalen Nebenräumen.
2022 wird Priester Markus Mann als Gemeindevorsteher beauftragt.
Aktuell zählt die Gemeinde rund 210 Mitglieder. Neben dem Gemeindevorsteher betreuen weitere 5 ehrenamtlich tätige Amtsträger die Gemeinde.