(27.05.2017) Der nördlinger Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel referierte am 18. Mai in der neuapostolischen Kirche in Nördlingen über das Thema "Luther … Wittenberg und Nördlingen“.
Welchen Bezug hat die Neuapostolische Kirche zur Reformation und speziell zu Martin Luther? Mit dieser Frage leitete der Kirchenbezirksleiter Rainer Stumpf seine Begrüßung ein. Dabei verwies er auf die Luther-Bibel (1984), die in jedem Gottesdienst Verwendung findet sowie auf das Gesangbuch unserer Kirche mit einigen Liedern von Martin Luther und auf die grundsätzliche Bedeutung der Reformation für die Neuapostolische Kirche, unser Land und unsere Gesellschaft. Mit den Zitaten „Eines Christen Pflicht ist beten“ und „Man kann kein Christ sein, ohne zu beten, sowenig wie man lebendig sein kann, ohne zu atmen“ von Martin Luther, leitete Rainer Stumpf zu einem kurzen Gebet über. Danach begrüsste er den Stadtarchivar, Dr. Wilfried Sponsel, als Referent des Abends.
Dr. Sponsel selbst verstand es sehr gut, die damaligen Zeitverhältnisse zu schildern, die die Reformation förderten und dazu hinführten. Dabei nannte er nicht nur die mangelhafte seelsorgerische Versorgung des Kirchenvolkes, sondern auch die grundsätzlichen Gedanken, die zum Anschlag der 95 Thesen im Jahr 1517 führten und vor allem die sogenannte „Mediale Revolution“ oder kurz die entdeckte Buchdruckerkunst. Detailliert wurden auch die Verbindungen zwischen Nördlinger Studenten in Wittenberg und einem der Leibärzte von Martin Luther, nämlich dem Nördlinger Fend, dargestellt. Auch die politischen Verhältnisse waren damals eng mit den Geschehnissen in den Kirchen verknüpft. Der Stadtarchivar benannte das Kloster Heilsbronn, das zu Beginn der Reformation die Kleriker für die Stadt Nördlingen benannte. Später erhielten die Räte der Stadt Nördlingen selbst das Recht Pfarrer und Prediger einzusetzen. Zwei Geistliche prägten in der Zeit ab 1521 besonders das regionale kirchliche Geschehen, Caspar Kantz und Theobald Gerlacher Billican. Diese Pfarrer prägten die reformatische Entwicklung in der freien Reichsstadt Nördlingen. Unentschieden und zwiespältig verhielten sich die Räte der Stadt bei der Frage, welche der beiden Glaubensbewegungen für die Stadt besser sind: dem katholischen Kaiser oder der neuen reformatorischen Richtung.
Dr. Sponsel verwies dabei auch auf die Veränderungen für Nördlingen im weiteren Umfeld, wie dem Passauer Vertrag (1552) und dem 1555 zwischen den Reichsständen und dem Kaiser Ferdinand I., als Vertreter seines Bruders Karl V., geschlossene Reichsgesetz – auch als Augsburger Reichs- und Religionsfrieden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation bezeichnet, das den Anhängern der Confessio Augustana (eines grundlegenden Bekenntnisses der lutherischen Reichsstände) dauerhaft ihre Besitzstände und freie Religionsausübung zugestand.
Umrahmt wurde dieser Abend durch 2 Lieder, vorgetragen von Thomas Jackwerth, auf der Orgel und dem gemeinsam gesungenen Schlusslied „Eine feste Burg ist unser Gott“.